„Oft findet Überraschung statt, wo man sie nicht erwartet hat“

Heute darf ich mich Ihnen als Ihr neuer Gemeindepfarrer der Christuskirche vorstellen. Dabei bin ich ja gar nicht mehr so neu: vor wenigen Wochen habe ich mein 60. Lebensjahr vollendet und habe das große Privileg, seit 2008 in Speyer beruflich tätig zu sein und seit 2010 Bürger dieser besonderen Stadt sein zu dürfen. Es war mein Dienst als Militärpfarrer in der Kurpfalzkaserne, der mich nach Speyer führte. Bis zur bedauerlichen Schließung des Standortes 2015 war ich dort tätig.

Seit dieser Zeit durfte ich in verschiedenen Funktionen Dienst tun: diese Stationen führten quer durch die Kirchenbezirke Speyer und Germersheim. Seit August 2022 bin ich am Diakonissenkrankenhaus als Seelsorger tätig bevor der Weg nun in die Christuskirchengemeinde führte, die mir ja wohlvertraut ist, da meine Ehefrau seit 2010 hier gewirkt hat. Die Christuskirche war ja die Garnisionskirche Speyers und für viele Soldaten ein wichtiger kirchlicher Stützpunkt.

Unsere vier Söhne haben das Familiennest mittlerweile verlassen und gehen ihre eigenen Wege. Zwei Enkelkinder sind in dieser Zeit zu uns gestoßen und bereichern das Leben unserer Familie. Ich bin von daher für die neue dienstliche Herausforderung auf der beruflichen Zielgeraden sehr dankbar und hoffe, allen in mich gesetzten Hoffnungen halbwegs gerecht werden zu können.

Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt derzeit durch raue Gewässer der Zeit und viele Herausforderungen und Umstände haben sich geändert, seitdem meine Frau und ich vor genau 30 Jahren unser Pfarrerdasein beginnen durften in unserer ersten Pfarrei Oberauerbach-Battweiler. Ein Schwerpunkt der zukünftigen pastoralen Arbeit soll in der Seelsorge liegen, da ich in den letzten Jahren hier schwerpunktmäßig eingesetzt war und in verschiedenen Bereichen unserer kirchlichen Arbeit viele Erfahrungen sammeln durfte. Gerade der Dienst im Altenheim in Kandel, im Diakonissenkrankenhaus Speyer und dem Hospiz Wilhelminenstift war hier wegweisend. Insofern freue ich mich sehr auf viele Begegnungen mit Ihnen unter dem Worte Gottes in und um unsere schöne Christuskirche.

Neben meinem pastoralen Dienst durfte ich noch ein wenig theologisch arbeiten. Eine lebenslange Herausforderung war und ist für mich die christliche Friedensethik. Mein Weg war immer eine Gratwanderung zwischen der Evangelischen Kirche und der Bundeswehr, da ich als Kind eines Berufssoldaten geboren wurde, selbst zum Reserveoffizier der Bundeswehr ausgebildet wurde und meinen Dienst als Militärpfarrer sehr gern getan habe. 2019 konnte ich mein Promotionsstudium zur Friedensethik der Evangelischen Kirche an der Universität Mainz erfolgreich abschließen.

Angesichts der nicht friedlicher werdenden Welt und der wachsenden Kriegsgefahr, sehe ich hier eine bleibende Aufgabe und Herausforderung für unsere Kirche zum Frieden Gottes zu rufen. An dieser Aufgabe möchte ich auch zukünftig ‚mit meiner kleinen Kraft üben treue Ritterschaft‘ – so wie es Hermann Bezzel in seiner trefflichen Weise gesagt hat: ‚Es gibt höhere Ehren und größere Rangstufen. Aber ein Amt, das den Müden das Herz erquickt und den Armen den Trost bringt und den Sterbenden den Frieden bezeugt und einer verlorenen Welt die Heimat weist, gibt es fürderhin nicht mehr‘.