Wie in vielen anderen deutschen Städten war in Speyer, verstärkt durch die damalige Wirtschaftskrise, die Wohnungsnot am Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts groß. Dringend musste neuer Wohnraum geschaffen werden und so wurde 1932 durch den Speyerer Stadtrat der Bau von Siedlungshäusern im Norden der Stadt beschlossen. Um den Siedlern den weiten Weg zum Gottesdienst in die Stadt zu ersparen wurde für die Protestanten 1935 im Eichenweg ein Haus erbaut, das sonntags für Gottesdienste und wochentags vom Kindergarten genutzt wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde aus der „Siedlung“ der eigene Stadtteil Speyer-Nord, wodurch das Haus im Eichenweg die protestantischen Bedürfnisse nicht mehr erfüllen konnte. Seit 1964 ist Speyer-Nord durch Beschluss der protestantischen Kirchenregierung eine eigene Gemeinde.
Der Bau einer Kirche mit Gemeindezentrum wurde in den 50er Jahren beschlossen, 1958 wurde dazu ein Kirchbauverein gegründet.
Mit Planung und Durchführung des Baus wurde der Architekt Egon Freyer beauftragt. Er hatte mit seinem Konzept eines einheitlichen Komplexes von Kirche, Gemeindezentrum, Funktionsräumen, Hausmeisterwohndung und Pfarrhaus den Ausschreibungswettbewerb des Kirchbauvereins gewonnen. 1962 wurde mit dem Bau einer eigenen Kirche begonnen.
Auffällig für die hiesige Gegend ist die Klinkerbauweise, in der der Kirchbau errichtet ist. Sie beruht auf der Begeisterung des Architekten für die holländischen Vaart-Klinker, die in einer speziellen Herstellungs- und Brenntechnik ihr charakteristisches Aussehen erhalten. Die Steine sind als Sichtmauerwerk im Inneren verarbeitet, strukturiert wird der großzügige Innenraum durch Sicht-Betonpfeiler und horizontal verlaufende Anker. Die von außen auffällige Dachneigung ist auf die nördliche Giebelwand zurückzuführen, die wie ein Schiffsbug nach oben gezogen ist. In der Giebelwand des Gemeindesaals - auch sie ist wie ein Bug hochgezogen - findet sich die traditionsreiche Schiffsform wieder. Kirche und Saal bilden das Gemeindeschiff.
Gegliedert ist die Kirchen-Giebelwand durch vertikal nach oben strebende, unregelmäßig angeordnete Lichtbänder in Glasbeton, die vom Bad Dürkheimer Maler Erich Schug angefertigt worden sind. Mit ihrer unregelmäßigen Anordnung und der lebhaften Farbgebung in Blau- und Rottönen sowie den zwischen ihnen in unterschiedlichen Mustern angeordneten Klinkern prägt die Nordwand mit ihrem ganz eigenen Reliefcharakter das Bild der Kirche und zieht die Besucher in ihren Bann. Die Fensterbänder rechts und links lassen zwischen senkrecht verlaufenden Betonlamellen durch ihr milchiges Glas das Tageslicht einfallen.
Das Zeltdach, tief herabhängend, ist holzverkleidet. In den schmalen Vertäfelungsbrettern fallen in unregelmäßigen Abständen Aussparungen auf, aus denen sich ein dunkles Muster zusammenfügt.
Für den liturgischen Bereich fand Freyer eine besondere Lösung für eine moderne evangelische Wortkirche. So erhebt sich die Kanzel nur wenig über den Gottesdienstbesucher um nicht über ihnen zu thronen. Das monumentale Holzkreuz fällt durch seinen durchgehenden Riss auf: Der sich zu spalten drohende Kreuzesstamm wird durch den Querbalken - nicht nur sinnbildlich – zusammengehalten.
Der Altar als nicht traditionelle Mensa gestaltet besteht aus einem Dreiviertelkreis aus Holz, gelagert auf schwarzen Stahlbeinen und auf einem gepflasterten, mit Kalkstein gefassten Rondell. Auf diesem Bereich ruht das – gegenüberliegende – „Auge Gottes“, durch dessen in Blau- und Weißtönen gefärbtes Glas Licht in den Altarraum fällt.
Das Taufbecken erhebt sich aus einem vertieft in den Boden gelassen Quadrat. Zur Taufe geht man hinab „zum Ufer des Jordans“. In der halbkreisförmigen Anordnung der Kirchenbänke wiederholt sich die Form des liturgischen Bereichs.
Das Kircheninnere mit seinen klaren Farben und Formen und den entstehenden Lichtspielen strahlt auf den Besucher eine tiefe Ruhe aus. Seit dem Jahr 2000 hat sich in diesen strukturierten Raum die Rundorgel eingefügt, die vom Orgelbaumeister Peter Ohlert (Kirkel/Saar) um den rechten Pfeiler herum gebaut wurde und eine Besonderheit darstellt.
Am Äußeren der Kirche fällt die hoch aufragende Giebelwand auf, in deren Sockel der Grundstein in Form einer Weltkugel, vom Kreuz umfangen, eingelassen ist. Der Granitstein trägt die Inschrift „Phil. 2, 9-11 A.D. 1963“.
Der auffallende und mit 45 Metern Höhe über Speyer-Nord herausragende Kirchturm ist aus Beton und steht auf einem sternförmigen Grundriss. Gekrönt wird er von einer 6,60 Meter hohen Stahlspitze mit Turmhahn.
Seit 1993 wird das Kirchendach zum Atrium hin von Solarzellen bedeckt – 375 Module sorgen seitdem für Strom in Kirche und den dazugehörenden Wohnungen.